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Zu Besuch beim Kakao - Seite 4









DIE BARKASSEN
('As barcaças')



Die Wohnhäuser der Arbeiter haben auf ihrem Dach eine sogenannte 'Barkasse' ('barcaça'): Ein Wellblechdach kann auf Schienen komplett zurückgeschoben werden, und auf der frei werdenden Holzfläche trocknet der Kakao dann in der Sonne. Nachts und bei Regen schließen die 'barcaceiros' ihre Barkassen.





Wohnhaus mit 'Barkasse'

Wohnhaus mit 'Barkasse': In der Regenzeit werden die Fenster gern mit Planen abgehängt. Hunde wärmen sich nach dem Regen in der Sonne.










In der 'Barkasse' säubert Manuel den Kakao

In der 'Barkasse' säubert Manuel den trocknenden Kakao.







Haus mit 'Barkasse': Die Schienenkonstruktion des Daches hinter den Häusern

Haus mit 'Barkasse': Die Schienenkonstruktion des Daches hinter den Häusern









Die 'Barkassen' von hinten

Die 'Barkassen' von hinten









Reine 'Barkassen', ohne Haus

Reine 'Barkassen', ohne Haus















KAKAO TROCKNEN
('Secar cacau')




Die Kakaobohnen enthalten nach der Fermentierung noch ungefähr 60% Wasser. Um sie haltbar zu machen, legen die 'barcaceiros' sie ungefähr eine Woche lang in der Barkasse aus und trocknen sie unter der Sonne; in der Regenzeit behelfen sie sich mit einem Warmluftofen.

Da die Kakaobohnen direkt nach der Fermentierung noch weich und glitschig sind, wendet Manuel die Bohnen am Anfang des Prozesses, indem er mit den Füßen durch die rutschige Masse 'pflügt'. Auf diese Weise wendet Manuel die Kakaobohnen immer wieder, den ganzen Tag. Während des Trocknens reduziert sich das Gewicht der Bohnen um mehr als die Hälfte und ihr Wassergehalt sinkt auf ca. 5 bis 7%.  





Kakao trocknen ('secar cacau')

Kakao trocknen ('secar cacau')










Kakao trocknen

Kakao trocknen





Wenn insgesamt alles richtig gemacht wird, von der Auswahl der richtigen Früchte (Sorte, Reifegrad) bis zum Trocknen ohne Schimmelbildung – erhält man, so wie hier, einen Edelkakao (‚cacau fino‘) - die Kakaosorte alleine reicht dazu noch nicht aus, auch wenn uns die Werbung dies oft glauben machen möchte.






Kakao trocknen

Kakao trocknen










Kakao wenden

Kakao wenden










Kakao wenden

Kakao wenden












Kakao wenden

Kakao wenden









„Duft des Kakaos: tanzend im Takt der Trommel,
verströmt er sein verschwenderisches Aroma.”
(Aztekischer Dichter)









KAKAO TRETEN

('Pisar cacau')






Narcísio ('barcaceiro')

Narcísio ('barcaceiro')





Narcísio – das ist kein Spitzname – ist ein weiterer 'barcaçeiro'. Vor dem Trocknen 'tritt' er mit rhythmischen Bewegungen und nackten Füßen auf die Kakaobohnen. Zuvor schiebt er sie zu einem kleinen Haufen zusammen und feuchtet sie leicht an. Dann beginnt er, auf den unteren Bohnen rhythmisch im Kreis herum mit den Füßen zu treten – das macht er stundenlang und baut dabei langsam den Haufen ab - es sieht aus, als würde er ohne Musik tanzen. Durch die Reibung seiner Bewegungen und den Druck auf die Bohnen reibt er die getrockneten Reste des vergärten Fruchtfleisches ab und verhindert damit eine spätere Schimmelbildung, die bei der vorherrschenden Wärme und Feuchtigkeit sehr schnell entsteht.







Der Kakao wird zu kleineren Haufen zusammengeschoben

Der Kakao wird zu kleineren Haufen zusammengeschoben










Kakao treten ('pisar cacau')

Kakao treten
 
Kakao treten

Pisar cacau









"... auf dem Kakao tanzen ..."

"... auf dem Kakao tanzen ..."








"... ausgebreitet in den Barkassen, trocknete der Kakao in der Sonne. Auch dort tanzten
wir auf ihm und sangen dabei. Unsere Füße waren platt und unsere Zehen gespreizt.
Nach acht Tagen waren die Kakaobohnen schwarz und sie rochen nach Schokolade."
(aus: Jorge Amado, Kakao)





















DIE KAKAOBOHNE
('A amêndoa de cacau')



Bei der Trocknung bekommen die Bohnen ihre typische, braune bis dunkelbraune Färbung und das leckere, schokoladige Aroma bildet sich aus. Gleichzeitig verlieren sie einen Teil ihres bitteren Geschmacks. Als Inhaltsstoffe der Bohnen sind u.a. Fett (über 50 %!), Stärke (7 %), Eiweiße (12 %), Theobromin und auch Coffein zu nennen.





Trocknende Kakaobohnen

Trocknende Kakaobohnen










Längsschnitt durch eine Kakaobohne

Längsschnitt durch eine Kakaobohne. Den hohen Fettanteil kann man deutlich sehen.












Poster "Kakaobohnen"

Poster "Kakaobohnen" (poster "Amêndoas de Cacau")











Kakaolager ('armazém do cacau')

Kakaolager ('armazém do cacau'). Gelagert werden die Kakaobohnen in Jute- oder Plastiksäcken.















ARBEITEN IM FELD – DIE PFLEGE
('Trabalhos na roça – a manutenção')




Auch wenn die Arbeit morgens offiziell um 7.00 Uhr beginnt, ist Osmundo meistens schon ab 6.30 Uhr, immer irgend etwas hantierend, auf dem Hauptplatz der Farm zu finden. Osmundo ist einer der vier Vorarbeiter (‚fiscal‘) der Farm und der lebende Beweis für brasilianischen Fleiß, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.

Er weiß, dass eine gute Pflege und Weiterentwicklung der Kakaoplantage sehr arbeitsintensiv, aber ebenso wichtig für die Produktivität und die Bekämpfung des Pilzschädlings 'vassoura-de-bruxa' und anderer Plagen ist. Bei den wichtigsten Arbeiten im Feld konnte ich Osmundo begleiten: "Ja klar, du kannst doch nicht hier wieder weggehen, ohne alles kennengelernt, fotografiert und aufgeschrieben zu haben!"






Mulchen ('Cobertura-morta')

Mulchen ('Cobertura-morta')






Beim Mulchen (mulch = engl. für unverrottetes organisches Material) platziert Osmundo halbierte Bananenstämme um einen Kakaobaum. Dabei erklärt er: "Bananen haben einen riesigen Wasserspeicher, der den Kakaobaum zusätzlich bewässert und außerdem störendes Wachstum von neuem Gras verhindert. Deshalb heißt diese Methode 'cobertura-morta'. Zusätzlich schützen die Bananenstämme die Pflanze vor Insekten und Schädlingen."








"Fliegennest" ('Ninho de mosca')

"Fliegennest" ('Ninho de mosca') 





Als Osmundo dann einen Bananenstamm in Scheiben schneidet und diese um einen Kakaobaum herum legt, nennt er dies "Fliegennest" ('ninho de mosca'): Die Wirkung sei dieselbe wie beim Mulchen, nur dass hierduch zusätzlich die kleine Mücke angelockt werde, die dann die Kakaoblüten bestäubt. "Sie liebt besonders den Strunk des Bananenstamms. Auf diese Weise erhöhen wir die natürliche Bestäubung und somit die Produktivität der Kakaobäume."








"Hinführung der Wurzel" ('indução de raiz')

"Hinführung der Wurzel" ('indução de raiz')





Es ist beeindruckend, mit welcher Präzision Osmundo seine Machete einsetzt. Das Stück des Bananenstammes für die Methode der "Hinführung der Wurzel" ('indução de raiz') passt haarscharf auf den ersten Schlag.

Diese Maßnahme hilft einem Ast, der mit der Pfropfen-Veredelungsmethode (s. weiter unten) neu angesetzt wird, schneller eigene Wurzeln zu schlagen und zu wachsen. Dazu presst Osmundo das abgeschlagene Stück des Bananenstamm unter den neu angewachsenen Ast. Der neue Ast nutzt nun den Bananenstamm, um eigene Wurzeln schneller in die Erde zu treiben. Sobald der neue Ast beginnt, Früchte zu tragen, wird der alte Baum abgesägt.





"Hinführung der Wurzel": Beispiel eines Ergenbisses dieser Methode

"Hinführung der Wurzel": Beispiel eines Ergenbisses dieser Methode









Osmundo pflanzt einen Kakaobaum

Osmundo pflanzt einen Kakaobaum






Wenn Osmundo Kakao-Setzlinge neu pflanzt, nimmt er grundsätzlich die Kakao-Sorten, die widerstandsfähiger gegen die 'vassoura-de-bruxa' sind als andere Sorten. Zusätzlich düngt und mischt er vorher die Erde, gießt die neue Pflanze und legt einen kleinen Mulch und erklärt: "Wenn ich will, dass aus meinem Sohn einmal etwas Vernünftiges werden kann, muss ich ihm schon in der Kindheit alle Chancen dazu eröffnen, nicht?"











DIE VEREDELUNG
('
enxertia')




Osmundo und seine Kollegen der Fazenda Boa Sentença arbeiten intensiv mit der Veredelungsmethode "Pfropfen" ('metodo de enxertia'). Diese Tätigkeit ist existentiell bei der Bekämpfung des Pilz-Schädlings 'vassoura-de-bruxa', der der Kakaoproduktion Brasiliens so sehr zugesetzt hat. Osmundo ersetzt mit dieser Methode vom Pilz befallene, aber auch sonst schlecht produzierende Bäume, durch restistentere, gesunde Sorten: "Wir setzen einfach einen produktiven Ast eines anderen, gesunden Baumes an den Stamm eines befallenen oder schlecht produzierenden Baumes an."




Poster: Veredelungsmethode Pfropfen ('metodo de enxertia')

Poster Veredelungsmethode Pfropfen ('metodo de enxertia')






Osmundo ritzt die Rinde des befallenen Baumes vorsichtig an, öffnet sie leicht und setzt dann den schräg angeschnittenen Ast in die Schnittstelle ein. Mit dem hohem Druck eines fest zugeschnürten Plastikbandes presst er den neuen Ast fest an die Nahtstelle. "Den neuen Ast müssen wir mit einer kleinen Plastiktüte abdecken, damit darunter die nötige Feuchtigkeit und Wärme entstehen kann", erklärt er. Als letzten Schritt schützt er aber dann die Nahtstelle vor zu starker, direkter Sonneneinstrahlung mit einem alten Blatt, da der neue Ast sonst verbrennen würde. Innerhalb von ca. 3 - 4 Wochen wächst der neue Ast an.









© Copyright Fotografien und Texte: Jochen Weber 

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