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Zu Besuch beim Tabak
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Kleinbauern

Nicht nur auf den Anbauflächen der großen Firmen wird Brasil-Tabak angebaut, sondern auch auf den Feldern der vielen kleinen Pflanzer. Hier wird der Tabak mit seiner prägnanten Würze angebaut, für die er auf dem Weltmarkt so bekannt und beliebt ist.

Die Tabakfabriken in der Region arbeiten eng mit diesen Kleinbauern zusammen. Ausgewählten Bauern liefert die Fa. Dannemann z.B. den Tabaksamen, damit diese einen guten Tabak für Einlage und Umblatt der Mata Fina-Zigarre (z.B. Artist Line) produzieren
.










Tabaktrocknung bei den Kleinbauern

Die Bauern des Recôncavo trocknen ihren Tabak bis heute zusammen mit dem Stiel, ganz im Gegensatz zur Einzelblatt-Trocknung in anderen Regionen oder bei den Deckblättern. Diese eher seltene Variante der Trocknung gibt dem Tabak durch den Austausch zwischen dem trocknenden Blatt und dem mitgeernteten Teil des Stamms eine besondere Note und zusätzliche Würze.

Die Tabakbündel werden ca. 30 Tage lang an verschiedenfarbigen Schnüren zur Lufttrocknung aufgehängt, damit der Bauer später noch weiß, welcher Tabak von welchem Teil des Feldes hier trocknet. Das Zusammenspiel zwischen optimalen klimatischen Bedingungen, ausgewogener Mineralienmischung des Bodens, traditioneller Staudenpflückung und spezieller Fermentationsmethoden gibt dem Tabak der Mata Fina sein unnachahmliches Aroma.















           







           














           


























Tabakeingang bei Dannemann

Wie andere Zigarrenfabriken kauft auch Dannemann den Tabak von den Kleinbauern der Gegend. Angelo Pinto, Produktions-Chef bei Dannemann in Cruz das Almas, prüft die Qualität (inkl. Temperatur) des Tabaks bei Wareneingang. Entsprechend des Ergebnisses seiner Qualitätsprüfung klassifiziert er den Tabak und zeigt blitzschnell das Ergebnis mit Hilfe von kleinen Nummerntafeln an. Entsprechend der Qualitätsgruppe sortieren die Arbeiterinnen den Tabak auf einbestimmtes Förderband, das ihnen mit einer Nummerntafel angezeigt wird (hier die Nummer 3). Bevor der Tabak so sortiert über das Förderband zum Fermentationhaus gelangt, wird er von den Arbeiterinnen aufgelockert, indem der kräftig durcheinandergewirbelt wird. Dies dient der besseren Fermentierung und Schimmelvermeidung.




     

     























Fermentation

Die Arbeiterinnen schichten die Brasil-Tabake für die sogenannten „Naturfermentation“ zu 3x5 Meter großen Stapeln auf. Der Fermentationsprozess setzt nun durch den Eigendruck es Tabaks von selbst ein. Durch die entstehende Wärme werden Zucker, Eiweiße (Proteine) und Nikotin in den Tabakblättern weiter abgebaut; der Prozess, der beim Trocknen begonnen hatte, wird nun verstärkt. Die Blätter werden elastisch und das natürliche Tabakaroma entwickelt
sich.

Die ideale Fermentationstemperatur liegt bei ca. 55° C., höhere Temperaturen würden der Tabakqualität schaden – daher wird sie mehrmals täglich kontrolliert. Nach ca. 10-15 Tagen schichten die Arbeiter einen Stapel in Handarbeit um, wodurch Schimmelbildung vermieden wird
wie bei der Fermentierung des Kakaos. Dieser Vorgang wird alle 10-15 Tage – insgesamt bis zu zehn Mal – wiederholt, bis der Tabak ausfermentiert ist. Dies stellt Angelo Pinto anhand der sinkenden Temperaturen fest.





Durch viele Versuche haben die Fachleute bei Dannemann festgestellt, dass eine kontrollierte, minimale Sauerstoffzufuhr mitten in den Tabakstapel den Fermentationsprozess verbessert, bzw. gleichmäßiger im Stapel verteilt (s. Schlauch, der in den Stapel führt). So wird auf natürliche Weise bester Zigarrentabak hergestellt.





















Demonstration des Brennverhaltens eines Tabakblattes










Tabakblattsortierung und Lagerung
Die Deckblätter wurden schon vor der Fermentierung von den Einlage- und Umblättern getrennt, nun aber werden sie noch nach Form, Größe, Dicke, Struktur, Farbe und Qualität sortiert. So werden die Blätter für die verschiedenen Zigarrenformate selektiert. Nach der Sortierung werden die Blätter in Ballen verpackt und zum „Ausruhen“ bei ca. 18° C. gelagert, und zwar ungefähr ein Jahr lang! Nach diesem Jahr werden die Blätter vor der Weiterverabeitung dann leicht angefeuchtet.







     














 

Das Centro Cultural Dannemann

Gerhard (Geraldo) Dannemann gründete 1873 die erste Zigarrenmanufaktur im Recôncavo, und zwar im kleinen Ort São Félix. In dem renovierten Kolonialgebäude befindet sich heute das Centro Cultural Dannemann, das den vorderen Gebäudeteil für Kunstausstelllungen und kulturelle Veranstaltungen nutzt.

Das Gebäude befindet sich an der Uferpromenade und der Ausblick durch die großen Fenster bietet eine schöne Sicht auf die Kulisse am Rio Paraguaçú und auf Cachoeira, die Partnerstadt von São Félix.











Im hinteren Teil des Gebäudes befindet sich die Zigarrenproduktion, wo auch heute noch die Longfiller in reiner Handarbeit hergestellt werden. Die Zigarrendreherinnen werden speziell für die manuelle Produktion der Zigarren ausgebildet.

An der Kopfseite der Halle steht ein kleiner Altar mit dem Heiligen Antonius von Padua, der in ganz Lateinamerika ob seiner Wohltätigkeiten und Wunder sehr beliebt ist. Vorgelesen, wie es früher einmal ein aus Cuba übernommener Brauch war, wird hier schon lange nicht mehr.

Die traditionelle Manufaktur kann während der Arbeitszeiten besichtigt werden, ein Besuch bei diesen freundlichen und geschickten Menschen lohnt sich, ja ist ein Erlebnis.
























© Copyright: Fotos und Text: Jochen Weber 

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